Lehrer oder Gurus und auch Belehrungen oder Retreats werden wie Trophäen gesammelt. Man schmückt sich mit theoretischem Wissen und “Feelgood” Erfahrungen, denen aber jegliche Tiefe oder persönliche Reflexion fehlt.

a) Sich selbst als Guru, Lehrer, Coach oder Influencer ausgeben

Die Welt ist heute voll von selbsternannten Gurus und Lehrern. Wie könnte man besser von seinen eigenen Problemen ablenken, als dass man sich selbst als Guru, Lehrer, Coach oder Influencer ausgibt? So kann man seinen Erlöserkomplex ausleben, sein Ego aufblähen und sich als Gutmensch inszenieren und läuft garantiert nicht Gefahr, sich verändern oder weiterentwickeln zu müssen. Unser Ego liebt diese Strategie.

Wenn ich anderen helfe, geht es mir um sie oder mehr um Anerkennung und die Aufwertung meines Selbstwertgefühls?

b) Sich im Glanz des Gurus sonnen

Viele spirituell Praktizierende versuchen sich schon alleine über den Status ihres Lehrers oder Gurus aufzuwerten. “Lehrt er mich auch die höchsten Belehrungen und gibt er mir auch die tiefgründigsten Einweihungen?” sind für manchen Schüler die ausschlaggebenden Kriterien, einen Lehrer zu wählen. Dabei sollten die Fragen “Wie mitfühlend ist er? Was lehrt er mich, für das ich bereit bin?” und “Was hilft er mir loszulassen?” im Vordergrund stehen.

Was ist der wahre Grund warum ich bei diesem Lehrer bin?

c) Dem Guru, Lehrer, Leiter, bzw. den “Obersten” gefallen wollen

Statt sich seiner persönlichen spirituellen Entwicklung zu widmen, wird hierbei die Energie dafür aufgewendet, den “Obersten” zu gefallen. Dabei kann es lediglich um Aufmerksamkeit gehen oder auch um Prestigegewinn und Statusaufwertung.

Suche ich die Nähe der „Oberen“ und wenn ja aus welchem Grund?

d) Falsche Gurus

Was falsche und was richtige Gurus sind und wie man sie erkennt, könnte Thema eines eigenen Buches sein. Dabei sind die persönlichen Qualitäten und ob er erleuchtet ist oder nicht eigentlich gar nicht wichtig, wenn man erkennt, dass der Guru immer nur eine Projektionsfläche ist. Ein untrügliches Anzeichen für einen „echten Guru“ ist wie mitfühlend gegenüber seinem Umfeld er ist, nicht nur wie er scheint.

Handelt „mein Guru“  gegenüber seiner Umwelt  wirklich aus Mitgefühl oder doch eher aus Eigennutz?

e) Blindes Vertrauen und Abgeben der Verantwortung

Für manche Menschen ist die Sehnsucht groß, sich jemandem komplett unterzuordnen oder unreflektiert hinterherzurennen, enthebt es sie doch der Notwendigkeit selbst zu denken, Entscheidungen zu treffen und selbst Verantwortung zu übernehmen.

Neige ich dazu die Verantwortung für mich selbst abzugeben?

f) In der Bedürftigkeit stecken bleiben

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass ich mich dem Buddhismus in einer Zeit zuwandte, als ich sehr bedürftig war. Meine Gebete und Praktiken waren durchdrungen von Mangel- und Armutsbewusstsein, mit der Bitte um Verbesserung und Zuwendung. Es hat Jahre gedauert bis sich diese Not gewendet hat und ich aus Fülle praktiziert habe und gab, statt etwas zu erwarten.

Bin ich auf dem spirituellen Pfad, um etwas zu bekommen oder um zu geben?

g) Sexualisierte Gewalt

Alle personenzentrierten Organisationen bergen die Gefahr des sexuellen Missbrauchs durch den “Anführer” oder zentrale Personen in der Institution in sich. Gerade spirituelle Organisationen ziehen oft auch Personen an, die in besonderem Maße bedürftig oder verletzlich sind und nach Führung und Anleitung suchen. Außerdem bietet die Nähe zu den Oberen auch die Möglichkeit ein geschwächtes Ego aufzuwerten. Das sind gleich mehrere Gründe in die Falle der sexualisierten Gewalt zu tappen.

Sind die Grenzen in unserer Institution klar definiert und werden Sie auch, insbesondere von den „Oberen“, eingehalten?

Synonyms:
spirituelle Lehrer, sexualisierte Gewalt, Missbrauch, Bedürftigkeit,